FinTech & Nachhaltigkeit: wie sich der Schweizer Finanzplatz in diesem Zukunftsfeld positionieren kann

In der neuesten foraus-Publikation haben die AutorInnen França, Cingöz, Ligibel und Stünzi vom Sustainable Fintech Projekt bei foraus die digitale, nachhaltige Finanzlandschaft der Schweiz genauer untersucht. Der technologische Wandel erlaubt neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen, fordert aber insbesondere die bestehende Finanzbranche heraus. Gleichzeitig wächst die Erwartung, dass die  Finanzbranche bei der Umsetzung der UNO Agenda 2030 und des Pariser Klimaabkommens eine Schlüsselrolle übernimmt. Bereits 2017 hat foraus mit einer grossen Veranstaltungsreihe darauf aufmerksam gemacht, dass sich der Schweizer Finanzplatz aktiv mit der Kombination von Digitalisierung und Nachhaltigkeit positionieren soll. “Heute beobachten wir: das Thema ist enorm präsent, aber viel Potenzial bleibt noch ungenutzt”, so Autorin Nadir França. “Mit ihrer Pionierrolle im Bereich der nachhaltigen Finanzen und den international renommierten Hochschulen ist die Schweiz prädestiniert als führendes Zentrum für Sustainable Digital Finance.”

Um den Status Quo zu ermitteln haben die AutorInnen in einem umfassenden Mapping die bestehende, digitale, nachhaltige Finanzlandschaft der Schweiz genauer unter die Lupe genommen. Dieses ergab, dass per Ende 2020 26 Schweizer FinTech-Unternehmen auf Nachhaltigkeit ausgerichtet waren, was nur 7% aller Schweizer FinTech-Unternehmen entspricht. Trotz der grossen Aufmerksamkeit sitzt das Thema Nachhaltigkeit also noch in einer Nischenrolle. Ausserdem zeigt sich, dass die Zusammenarbeit zwischen FinTechs und Banken im Nachhaltigkeitsbereich deutlich weniger eng ist als im Branchendurchschnitt. In einem zweiten Teil stellt die Studie fest, dass es eine hohe Übereinstimmung zwischen der digitalen, nachhaltigen Finanzlandschaft und den Nachhaltigkeitsprioritäten der Schweiz gibt. Trotzdem gibt es Luft nach oben: Neue Anwendungen wie z.B. die Vergrösserung des Angebots nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen oder Angebote zur Stärkung der sozialen und wirtschaftlichen Integration von schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen könnten einen Beitrag zur Agenda 2030 leisten. 

Das bestehende Potenzial besser nutzen

Um den Wandel hin zu einer digitalen, nachhaltigen Finanzlandschaft zu realisieren, haben die AutorInnen mehrere Handlungsempfehlungen formuliert, die unterschiedliche Schweizer Akteure auf den Plan rufen. Dabei berufen sie sich auch auf die Erfahrungen anderer Finanzplätze, die sich ebenfalls als digitalen, nachhaltigen Finanzplatz positionieren wollen. So schlagen die AutorInnen einerseits vor, dass die Strategien der Schweiz zu nachhaltigen Finanzen, Digitalisierung und nachhaltiger Entwicklung besser abgestimmt werden. Ebenfalls könnten sogenannte “Sustainable FinTech Brücken” ins Ausland helfen, in Kontakt mit VertreterInnen anderer Finanzmärkte zu treten. Schliesslich sollte die Zusammenarbeit zwischen Schweizer FinTech-Unternehmen mit den bestehenden Finanzinstituten aktiv gestärkt werden, um innovative, nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.  

Die Zeit ist reif

Jüngste Entwicklungen, wie beispielsweise die Unterstützung des Bundesrats für die vom Financial Stability Board (FBS) gegründete Arbeitsgruppe zur Klimaberichterstattung sowie die Erarbeitung und Einführung des Green FinTech Aktionsplans, an welchen foraus mitgearbeitet hat, appellieren an die Finanzbranche, sich in ihren Entscheiden von den Nachhaltigkeitsaspekten leiten zu lassen. 

Zum Download der Publikation «Swiss FinTechs & Sustainability: the Current Landscape and Four Policy Recommendations»

Kontakte:

Fabian Ligibel, Mitbegründer des Sustainable Fintech Projekts
fabian.ligibel@foraus.ch | 078 681 79 97

Marine Vasina, Kommunikationsverantwortliche Romandie

marine.vasina@foraus.ch | 079 417 52 93